Metalheads kennen jede Art von Schlamm
Nachdem man am Mittwoch durch dauerhaften Regen bis auf die Socken nass wurde, hieß es am Donnerstag zunächst Klamotten trocknen. Das Wetter zeigte sich morgens noch von seiner schönen Seite und so konnten Poncho, Kutte und Co erstmal in der Sonne getrocknet werden bevor es wieder losging. Der Regen hat dafür gesorgt, dass auf dem Weg zum Festivalgelände jede Art von Schlamm vorhanden war, durch den man sich kämpfen musste, von dünnflüssigem Schlamm bis hin zu festem Schlamm, in dem die Stiefel fast stecken bleiben. Schön war es zu sehen, wie Metalheads zusammenhalten. Als ein Rollstuhlfahrer auf dem Gelände vor der Plaza nicht mehr weiterkam, dauerte es keine 10 Sekunden bis 3-4 Menschen fragten, wohin es gehen soll und kurzerhand anpackten. Währenddessen wurde am Oldesloer Truck in der mitgebrachten Badewanne geplanscht und auch kleine Duschen mit dem Gartenschlauch gab es für so manchen im Vorbeigehen.
Auf der Plaza guckten wir uns heute zunächst das Space Camp an, in dem verschiedene Firmen aus dem Raumfahrtbereich ihre Arbeit und Projekte vorstellten – Von Flugkörper-Prototypen bis hin zu Space-Rovern. Danach wollten wir eigentlich Dope auf der Wasteland Stage ansehen. Nach einer halben Stunde fragten wir uns, warum Dope inzwischen wie Alter Bridge klingen und mussten feststellen, dass Dope ihren Auftritt absagen mussten und wir die News nicht bekommen hatten. Der Ersatz Vlad in Tears war nicht das was wir erwartet hatten, aber lieferte dennoch eine gute Show ab und viele Fans schauten sich auch diese Show an. Danach bot sich doch noch die Gelegenheit eine Band zu sehen, die schon vor langer Zeit in meiner Playlist enthalten war: Clawfinger. Die Crossover Pioniere aus Skandinavien freuten sich sichtlich über soviele Menschen, die ihre Show sehen wollten. Die Band war nach 2017 und 2018 endlich mal wieder im Lineup und spielte eine richtig gute Show, bei der vor allem die älteren headbangten bis die Nackenwirbel wackelten.
Am Freitag gab es nicht soviele Einzelbands zu sehen, da alleine Guns’n’Roses bereits 3,5 Stunden auf der Hauptbühne spielten – Das ist neuer Wacken-Rekord! Über den Auftritt wird in den sozialen Medien und auch der Medienlandschaft generell kontrovers diskutiert. Stimmliche Probleme sowie Tonprobleme haben den Auftritt für viele Besuchende getrübt. Ich kann persönlich nichts über den Auftritt sagen, da wir die Zeit in Bullhead City verbrachten und uns Krisiun, Benediction und 1349 ansahen. Das waren 3 Stunden feinster Death Metal, dem ich jeden, der Guns’n’Roses nicht sehen wollte sehr ans Herz legen kann. Insbesondere Krisiun und Benediction haben mich mit ihren Sets überzeugt.
Danach legte das Ballroom Hamburg DJ Team zusammen mit der Fußball-Legende Markus Babbel ein DJ-Set auf, das bis 3 Uhr Nachts für beste Partystimmung sorgte. Dieses Mal gab es auch keine Unterbrechung des Festivalbetriebs durch heraufziehende Unwetter und es ging zu später Stunde beseelt zurück ins Zelt.
Bildstrecke zum Donnerstag beim Wacken Open Air 2025
























Licht und Schatten – oder auch Sonne und Regen
Der Freitag begann wie üblich mit einem ausgiebigen Grillfrühstück in unserem Camp. Ursprünglich war geplant, sich die Wacken-Premiere der Metalband für Kinder – Heavysaurus – anzusehen. Allerdings spielten sie zu einer für die meisten Festivalbesucher viel zu frühen Zeit um 11 Uhr morgens. Ich zog hier das Frühstück vor, aber wie man auf den veröffentlichten Bildern der Band sehen kann, waren ca. 35.000 Fans vor Ort, um sich die Band live anzugucken, Kinder und Erwachsene (auch ohne Kinder). Denn Kaugummi ist Mega wollten wohl alle mal mitsingen. Ich machte mich zum Auftritt von Setyoursails auf den Weg zum Gelände. Nach anfänglich trockenem Wetter setzte kurz vor der Plaza ein kräftiger Schauer ein, den ich aber gut in den Zelten auf der Plaza überbrücken konnte. Irgendwann zog ich den Poncho über und ging zur Bühne. Denn verpassen wollte ich sie auch nicht. Und es hat sich definitiv gelohnt.
Nachdem Ich sie im Bahnhof Pauli in Hamburg das erste Mal live gesehen hatte, stellte ich hier fest, das mir die Band ein breites Grinsen auf das Gesicht zauberte und mich zum Headbangen animierte. Auch die Fans im Pit waren wild und sogar Fans der jüngsten Generation wurden vor der Bühne gesichtet, die sich die Band ansahen.Danach ging es weiter zur Wasteland Stage wo die dänischen Death Metaller von Neckbreakker. Die Bandmitglieder sind zwischen 18 und 22 Jahren alt und liefern bereits jetzt eine sehr gute Show. Auch sie habe ich vor kurzem in Hamburg im Bambi Galore gesehen und war direkt überzeugt.
Anschließend kämpften wir uns zurück durch den Schlamm nach Bullhead City, um das Set von Drowning Pool zu sehen. Es birgt schon eine gewisse Ironie, dass eine Band mit diesem Namen auf einem Festival spielt, dass de facto in Wasser und Matsch versinkt. Es sind die kleinen Momente, die auch in diesen Situationen für Schmunzler sorgen. Natürlich warteten alle nur auf den Song Let the Bodies hit the floor und dieser kam als Höhepunkt des Sets zum Schluss. Auf dem Weg zum Infield konnte ich sogar noch einen Teil des Sets von Landmvrks sehen. Zu den Franzosen habe ich bereits in meinem Artikel zum Vainstream ausführlich berichtet und daher war es nicht schlimm, dass ich hier nur einen Teil des Sets sehen konnte. Anschließend ging es wieder nach Bullhead City. Die Wege waren schon etwas weitere bei dem breit gestreuten Programm. Denn hier spielten die lengedären Angel Witch, die als eine der einflussreichten Gruppen der New Wave of British Heavy Metal (NWOBHM) gelten.
Das Highlight des Tages: Papa Roach
Bevor die Headlines des Tages auf die Bühne kamen, spielte noch Udo Dirkschneider auf der Harder Stage ein Set zum 40-jährigem Jubiläum von Balls to the Wall. Hier positionierte ich mich allerdings schon für mein Highlight des Tages: Papa Roach. Es war ein sehr energiegeladenes Set. Direkt zu Beginn wurde das Video zum neuen Song Braindead exklusiv als Premiere auf den Bildschirmen der Bühne gezeigt, bevor die Band zu Even if it kills me auf die Bühne kam. Ein emotionales Highlight war das Medley aus den Songs Forever, In the end und Changes als Tribut an Chester Bennington und den kürzlich verstorbenen Ozzy Osbourne.
Danach wurde ein Video abgespielt, in dem Sänger Jacoby Shaddix über Suizidprävention sprach und dazu aufrief offen darüber zu sprechen und ankündigte, dass die Band an jedem Tourstopp für eine lokale Initiative in diesem Zusammenhang spenden wird. Danach spielte die Band den ruhigen Song Leave a Light on. Dabei blieben nicht alle Gesichter trocken und es lag nicht an Regen. In der Zugabe gab es eine kleine Zeitreise. Unter anderem spielten sie ein Medley aus verschiedenen Hymnen der Nu Metal Ära, bis sie das Set mit Last Resort beendeten. Es war ein actionreiches Headlinerset mit Höhen und Tiefen, aber insgesamt einfach gut.
Nach Papa Roach spielten noch Walls of Jericho und The Hellacopters. Über die schwedischen Actionrocker habe ich bereits vom Ruhrpottrodeo berichtet und war daher zunächst bei Walls of Jericho, die ich schon lange nicht mehr live gesehen habe. Es war eine gewohnt brutal gute Hardcore-Show von der Band um Sängerin Candace Kucsulain. Eine Besonderheit war, dass sie beim Song Forever Militant zusammen mit ihrer Tochter sang, die gerade an diesem Tag Geburtstag hatte und 14 Jahre alt geworden ist. Es war ihr erster Auftritt auf der Bühne und es war sehr interessant den Song von Mutter und Tochter gemeinsam performen zu sehen. Die Fans quittierten es mit matschigen Circle Pits, so dass der Matsch nur so spritzte. Hier blieb keiner sauber. Ein super Abschluss für den Tag, um erschöpft zurück ins Zelt zu stapfen.
Bildstrecke zum Freitag beim Wacken Open Air 2025




























Letzter Tag: Abriss mit Machine Head
Der Samstag beim Wacken Open Air 2025 war der krönende Abschluss eines Festivals, das in vielerlei Hinsicht besonders war. Doch nach drei Tagen voller Schlamm, Sonne, Staub und einem vorbeiziehenden Gewitter war noch lange nicht Schluss – denn der letzte Festivaltag hat noch einmal alles aufgefahren, was das Herz jedes Metalheads höherschlagen lässt.
Der Tag begann ungewöhnlich mit einem Standup-Comedy Set von Torsten Sträter. Doch zunächst musste das Gelände noch vorbereitet werden und wurde daher etwas später als geplant geöffnet. Dennoch schafften es alle rechtzeitig zu Torsten Sträters Set, der ebenfalls etwas später begann. Das Set wirkte überwiegend improvisiert, auch wenn man das bei ihm nicht immer sicher sagen kann. Es hat auf jeden Fall viel Spaß gemacht und zu dem trockenen Humor wurde viel gelacht. Auch nach der Show war Torsten noch beim Publikum und schrieb fleißig Autogramme. Danach legte die erste Band des Tages für mich los, die ich mir ansah, weil sie direkt im Anschluss spielte: Vulvarine. Ich hatte vorher noch nie von der Band gehört, doch sie überzeugte mich mit ihrem Powerrock sofort. Nach einem kurzen Streifzug über die Plaza ging es zum Set von Nasty auf der Headbangers Stage. Die Beatdown-Hardcore-Band aus Belgien lieferte ein brachiales Set, bei dem nur wenige still stehen bleiben konnten und der Schlamm im Pit nur so flog.
Mastodon waren in der Masse der Bands am Samstag eine fast unterschätzte Größe. Sie spielten eine sehr gute Show. Ein Highlight in der Menge war eine Art Matsch-Schrein, den Fans in den Boden gebaut hatten. Eine überraschende Entdeckung für mich war die Black Metal Band Midnight aus den USA, die mit ihrer ganz eigenen Mischung zu überzeugen wussten. Sie spielen nicht den klassischen Black Metal, sondern eine Mischung mit Punk-Elementen, was es besonders interessant machte. Anschließend spielte auf der W:E:T Stage direkt nebenan eine weitere Legende: Helmet. Die Alternative Metal Band existiert bereits seit 1989. Es war erst ihr zweiter Auftritt beim Wacken Open Air nach 2018. Sie lieferten eine solide Show und ich bin froh sie endlich live gesehen zu haben. Auch die schwedischen Prog Metaller von Soen spielten eine coole Show mit einigen Pyro Effekten. Diese Band sollte man ebenfalls auf dem Schirm haben.
Doch die eigentlichen Highlights kamen erst noch. Zuerst waren Gojira dran. Mit einer eindrucksvollen Show bewiesen sie, warum Sie zu den größten Bands der Metal-Szene gehören. Eine Mischung aus Bühnenaufbau, Lichteffekten und Pyrotechnik sowie visuelle Darstellungen auf den Leinwänden zeigten ein starkes Bild der Band. Sie spielten alle ihre Hits, darunter Stranded und L’enfant Sauvage. Aber auch Mea Culpa, den sie zur Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris im letzten Jahr spielten und Metal damit auf eine noch größere Bühne brachten, überzeugte auf ganzer Linie.
Auf das Set von Machine Head habe ich mich besonders gefreut. Auch wenn es am Samstag Abend bereits anstrengend war, insbesondere bei anhaltendem Dauerregen sich auf den Beinen zu halten. Dieses Set wollte ich mir nicht entgehen lassen. Denn die Band entfacht eine Energie, die ihresgleichen sucht. Sie starteten direkt mit Imperium, gefolgt von Ten Ton Hammer. Dabei wurden diverse aufblasbare Hämmer in die Menge geworfen, die danach verwendet wurden um das „Hämmern“ im Singalong noch zu verstärken. Die Band um Sänger Robb Flynn spielte zahlenmäßig nicht viele Songs, aber da die Songs teilweise lange andauern, war dies vollkommen in Ordnung. Neben einigen Songs vom aktuellen Album Unatoned spielten sie auch ganz alte Klassiker wie Bulldozer. Das Set endete mit einem Gitarren-Solo-Gewitter zu Halo. Ein würdiger Abschluss eines denkwürdigen Wacken Wochenendes.
Schon vor dem Set von Machine Head verabschiedeten sich die Promoter Thomas Jensen und Holger Hübner von den Fans und versuchten dabei eine kleine Rakete zu entzünden, was im Regen gar nicht so einfach war. Anschließend spielte ein Videoclip, in dem die ersten Bands für das Wacken Open Air 2026 angekündigt wurden. Passend dazu wurden Bandlogos in einer Dronenshow dargestellt. Das Programm für die Ausgabe 2026 kann sich jetzt schon sehen lassen. Unter anderem sind Def Leppard, Powerwolf, Savatage, Lamb of God und In Flames mit dabei.
Bildstrecke zum Samstag beim Wacken Open Air


































Auch 2026 wird es wieder heißen: Rain or Shine! Es bleibt zu hoffen, dass dann wieder mehr Shine auf die Metalheads wartet.