Review
Reconstruction Tour in Hamburg
Am Himmelfahrtstag war die Punkrock-Eskalation rund um die Reconstruction Tour im Docks in Hamburg zu Gast. Ganze 5 Bands haben sich auf dieser Tour zusammengetan, um Europas Bühnen zu rocken. Angeführt wurde das Lineup von den Punkrock-Legenden von Pennywise. Ein besonderes Highlight war der Auftritt von Propagandhi. Die Punkrock-Band aus Kalifornien war zuletzt in 2019 in Europa auf Tour und hatte danach eine mehrjährige Pause eingelegt. Vervollständigt wurde das Lineup durch die kanadischen Hardcore-Veteranen von Comeback Kid, die bunten The Iron Roses, sowie die, mir bis dahin unbekannten, Dead Pioneers.

Anfang mit Dead Pioneers
Die erste Band auf der Bühne waren Dead Pioneers. Mit ihrer Mischung aus Spoken-Word-Performances und Punkrock-Elementen erinnern sie im Ansatz an Rage against the Machine. Frontmann Gregg Deal war vor der Gründung der Band als Performancekünstler aktiv mit politisch relevanten Texten. Dies merkt man auch im Set der Band auf der Reconstruction Tour. Die Songs sind zum Teil Spoken Word und zum Teil Punkrock mit gesellschaftspolitischen und kritisierenden Texten. Es ist eine interessante Mischung. Deal selbst gehört einem Stamm von amerikanischen Ureinwohnern, den Pyramid Lake Paiute aus Nevada, an. Während des Sets füllt sich das Docks an der Reeperbahn schon merklich. Vor der Bühne bilden sich während des Sets schon kleine Moshpits. Es ist ein Zeugnis für die Energie, die in den Texten steckt.
The Iron Roses
Die Band um Frontperson Nat Gray ist nicht unbekannt. Als die Band die Bühne betritt ist der Saal komplett gefüllt. Man erkennt in den vorderen Reihen jetzt klar auch die Rosebuds, die Hardcore-Fans der Band bezeichnet werden. Das Set ist ebenfalls recht kurz, aber es wird viel gesprungen, während die Band mit Songs wie Screaming for a Change ihre Botschaft über kraftvolle Lyrics und Riffs ins Publikum transportiert. Wie auch schon bei der Band davor ist es den Personen auf der Bühne wichtig, eine Botschaft zu transportieren. Sängerin Becky Fontane bricht zwischen den Songs mit starken Botschaften heraus. Beendet wird das Set mit dem emotionalen Song No Way. Gray und Fontane gehen dabei wie üblich ins Publikum und singen direkt aus dem Moshpit heraus. Sie suchen bewusst die Verbindung mit den Menschen in der Menge und das macht es sehr sympathisch.
Comeback Kid
Bei Comeback Kid ging es direkt von Anfang an in die Vollen. Der erste Song False Idols Fall startete mit Tempo und in der Mitte des Saals entbrannte von Anfang an ein wildes Moshpit. Das ist kein unübliches Bild bei Konzerten der kanadischen Hardcore-Punks. Die Gruppe um Sänger Andrew Neufeld gab auf der Bühne alles. Das Set war das härteste des Abends und die Augenbrauen meiner Frau gingen schon beim ersten Song hoch bevor sie sich auf eine kleine Tribüne an der Seite vor dem anstürmenden Moshpit rettete. Im Set schien sich Sänger Neufeld mit einem Fan anzulegen, der ein unpassendes Shirt trug. Später wurde der Fan nach einem Hinweis von Neufeld an die Security tatsächlich auch des Clubs verwiesen. Worum es dabei genau ging, konnte ich von meiner Perspektive jedoch nicht beobachten. Mein Highlight war der Song Heavy Steps. Seit einigen Wochen muss ich den Song mehrfach am Tag hören und für mich mitsingen. Hier konnte ich das auch lauthals tun. Den Klassiker Wake the Dead gab es noch als letzten Song bevor die Band die Bühne verließ.
Propaghandi
Propaghandi war ein Highlight des Abends. Die Band lieferte bei ihrem Auftritt eine mitreißende Show, die sowohl alteingesessene Fans als auch neue Zuhörer begeisterte. Die Setlist umfasste Klassiker, wie Back to the Motor League und The Only Good Fascist Is a Very Dead Fascist bis hin zu neueren Songs wie At Peace. Damit bewies die Band einmal mehr ihre musikalische Vielseitigkeit und politische Schärfe. Die Energie im Publikum war spürbar, als die Band ihre Mischung aus Hardcore-Punk und melodischem Thrash präsentierte. Obwohl die Lieder zunächst etwas softer klingen, war hier von Anfang an ein riesiges Moshpit in der Mitte des Raums. Besonders die älteren Besucher waren jetzt hier anzufinden. Nicht nur einmal fiel das halbe Moshpit hin, war aber auch genauso schnell wieder auf den Beinen.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1986 in Kanada hat sich Propagandhi als eine der kompromisslosesten und intellektuell anspruchsvollsten Punkbands etabliert. Ursprünglich stark von Skate-Punk beeinflusst, entwickelte sich ihr Sound über die Jahre zu einem kraftvollen Mix aus Metal und Punk mit tiefgründigen, politischen Texten. Die Band besteht heute aus Chris Hannah (Gesang, Gitarre), Jord Samolesky (Schlagzeug), Todd Kowalski (Bass) und Sulynn Hago (Gitarre). Der Auftritt in Hamburg war ein eindrucksvolles Zeugnis ihrer ungebrochenen Leidenschaft.
Pennywise
Pennwise konzentrierten sich in ihrem Set in auf der Reconstruction Tour 2025 auf ihre älteren Songs. Es waren hauptsächlich die Alben vor dem Jahr 2000 im Fokus. DIe Songs fokussierten sich auf die Alben Pennywise (1991), About Time (1995) und Straight Ahead (1999), aber auch Klassiker wie Fuck Authority und Society durften nicht fehlen. Pennywise hatten sichtlich Spaß auf der Bühne. Sänger Jim Lindberg und Gitarrist Fletcher Dragge erzählten wie immer eine Menge amüsantes und schreckten auch nicht davor zurück über die kürzlich getrennten NOFX herzuziehen.
Direkt danach spielten sie als Hommage aber auch ein Medley mit Songs von NOFX sowie (You gotta) fight for your right to party von den Beasty Boys. Sänger Jim sagte dazu noch im Scherz zum Publikum, dass ihnen das den Druck nimmt, denn es sind ja nicht ihre eigenen Songs. Nervös werden die Bandmitglieder nach ihrer langen Laufbahn nicht mehr sein. Das Publikum beantwortete das Set der Band mit einem wilden Moshpit. Jetzt bewegte sich wirklich der komplette Raum. Zum Abschluss wurde wie auf allen Shows der Band Bro Hymn gespielt und zelebriert. Dazu kamen auch alle anderen beteiligten Künstler auf die Bühne und sangen kräftig mit. Der Song ist dem ehemaligen Bassisten der Band Jason Thirsk gewidmet, der sich 1996 selbst das Leben genommen hat. Davor war der Song Freunden der Band gewidmet, die früh verstorben sind. Seit 1996 ist es jedoch hauptsächlich eine Hommage an Thirsk, generell aber eine kraftvolle Hommage an Freundschaft, Zusammenhalt und den Verlust geliebter Menschen.
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