Kadavar bringen Retro-Rock-Stimmung nach Hamburg

Review

Wenn Kadavar auf Tour sind, weiß man: Es wird laut und es wird hypnotisch. Aber mit ihrem neuen Album haben sie auch neue Sounds mitgebracht. Die neuen Songs bringen teilweise ordentlich Tempo in das Set. Besonders Total Annihilitation klingt schon fast eher nach Thrash-Sounds. Der Name ist jedenfalls Programm. So klingt der Song nach totaler Zerstörung und entfesselte auch an diesem Abend sofort ein wildes Moshpit. Die Große Freiheit 36 füllte sich an diesem Sonntagabend etwas langsamer, da es Probleme mit den Barcode-Scannern am Einlass gab. Einige Tickets wurden vom System nicht erkannt und mussten an der Kasse analog geprüft werden. Das Team gab jedoch alles, damit die Fans zügig in den Saal kamen.

Chillige Klänge von der Organic Rock Band

Als erster Act eröffnete die O.R.B. (Organic Rock Band) den Abend und schlug ruhige Klänge an. Ihr Sound ist ein wuchtiger Mix aus Stoner, Psychedelic und Fuzz – schwer, hypnotisch und gleichzeitig unglaublich organisch. Dichte Riffs türmten sich über bassgetränkte Grooves, während sich die Vocals fast mantraartig in die Songs einwebten. Live ist das kein cleaner Retro-Rock, sondern wirkt fast wie eine improvisierte Jam Session. Die Band spielte sich in einen tranceartigen Flow, der auch das Publikum mitwirken ließ und perfekt auf Kadavar einstimmte.

Fotos Organic Rock Band (O.R.B.)

Slomosa – Wüstenwind aus Norwegen

Im Anschluss übernahmen Slomosa die Bühne und brachten mit ihrem charakteristischen Tundra Rock eine intensive Atmosphäre in die Große Freiheit. Die Band aus Bergen klingt, als hätte Kyuss in Skandinavien überwintert: fette Riffs und der markante Gesang rissen das Publikum vom ersten Song an mit. Der Sound ist warm, wuchtig und erstaunlich melodisch – genau die richtige Balance zwischen Schwere und Gefühl. Songs wie There Is Nothing New Under the Sun oder Cabin Fever entfalteten live eine enorme Wucht, die das Publikum spürbar in Bewegung brachte. Slomosa wirkten dabei sympathisch bodenständig, aber musikalisch messerscharf – eine Band, die man sich unbedingt merken sollte. Sie waren fast eines Headliners würdig an diesem Abend.

Setlist Slomosa

Slomosa Setlist Grosse Freiheit 36, Hamburg, Germany 2025

Fotos Slomosa

Zwischen Fuzz und Feuer

Punkt 21 Uhr standen Lupus, Tiger und Dragon auf der Bühne. Ohne große Ansage, aber mit maximaler Wucht ging es los. Schon der Opener vom neuen Album K.A.D.A.V.E.R. Lies schlug ein wie ein Dampfhammer. Kadavar zeigten hier eine härtere Seite und das kam beim Publikum gut an.

Was diese Band seit Jahren so besonders macht, ist ihr Spagat zwischen staubtrockenem Retro-Rock und moderner Live-Power. Kein Schnickschnack, keine Spielerei, nur drei Typen, die mit unerschütterlicher Präzision ihr eigenes Sound-Universum aufbauen. Die Songs fließen ineinander wie ein durchgehender Trip: mal doomig, mal progressiv, mal straight nach vorn. Man merkt bei den Auftritten in diesem Jahr, dass die Band sich im Wandel befindet und modernere Töne anschlägt. Doch natürlich haben sie auch immer noch den unverkennbaren Doom Rock Sound.

Hamburg im Fieber

Auch fotografisch war die Show ein Fest. Kadavar lieben starke Kontraste: viel Backlight, viel Nebel, wenig Frontlicht. Das macht die Stimmung magisch. Die Silhouetten der Band im blauen und roten Gegenlicht wirken fast ikonisch – perfekte Motive für jeden, der auf düstere Retro-Ästhetik steht. Sänger Lupus lieferte immer wieder energiegeladene Posen bei seinen Gitarrensoli, während Bassist Dragon sich in einen Rausch spielte und dabei eine fast wütende Ausstrahlung hatte. Der Schlagzeuger Tiger zeigte beim Spielen immer wieder Zähne und man merkte ihm an, wieviel Spaß er auf der Bühne hat. Die Energie transportierten sie unvergleichlich auf das Publikum.

Eine Zugabe im klassischen Sinne gab es nicht. Die Band spielte die Show routiniert durch und verzichtete auf das übliche Spiel, kurz von der Bühne zu gehen. Mit dem Klassiker All our Thoughts schloss die Band das Set ab und schickte die Fans glücklich nach Hause. Nach der Show sah man viele, die am Merchandise noch Vinyls kauften und sich somit ein Stück Kadavar mit nach Hause nahmen.

Kadavar haben einmal mehr bewiesen, dass ehrlicher, handgemachter Rock keine Nostalgie braucht, um relevant zu sein. In einer Zeit voller überproduzierter Sounds wirkt ihr analoger Donner wie eine Befreiung. Es war laut, intensiv und wunderschön schmutzig.

Setlist Kadavar

Kadavar Setlist Grosse Freiheit 36, Hamburg, Germany 2025, I Just Want to Be a Sound

Fotos Kadavar

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