Am vergangenen Wochenende fand wie bereits im Vorfeld berichtet das Hurricane Festival 2025 auf dem Eichenring in Scheeßel statt. Vom 20.-22.06. verwandelte sich das Areal zwischen den Gemeinden Scheeßel und Westervesede wieder in Norddeutschlands größten Campingplatz auf dem auch noch einiges an Unterhaltung geboten wurde.
Das Wetter war in diesem Jahr sehr gut vorhergesagt wurden und so konnten alle Besucher mit zumindest leichtem Gepäck zum Anziehen anreisen. Bei den Getränken wird es deutlich mehr gewesen sein. Die in ausreichendem Maße vorhandenen Wasserstellen wurden von allen dankbar genutzt. Und auch die Wasserkanone, die einen feinen Sprühnebel in der Mitte zwischen Forest Stage und River Stage verteilte, wurde viel genutzt.

Über drei Tage war auf den Campingplätzen Ausnahmezustanden und bei den Konzerten eine insgesamt gute Stimmung. Bei den unterschiedlichen Zielgruppen im Publikum war für jeden von jung bis alt etwas dabei. Aber insbesondere Acts wie 01099 oder Zartmann zogen extrem viele Besucher an, die sich die jeweilige Show nicht entgehen lassen wollten und somit war es empfehlenswert frühzeitig an der Bühne zu sein, um einen guten Platz zu ergattern. Auf der eigentlichen Hauptbühne, der Forest Stage, war es dabei teilweise sogar deutlich leerer oder entspannter als auf der River Stage oder der Mountain Stage. Die Verteilung klappte hier recht gut, auch wenn manchmal möglicherweise die Mountain Stage zu klein für den jeweiligen Act war.



Tag 1: Endlich wieder Scheeßeln
Im letzten Jahr musste man sich noch mit Gummistiefeln durch große Matschpfützen bewegen – ein gewohntes Bild für regelmäßige Hurricane-Besucher. Doch 2025 zeigte sich der Eichenring von seiner besten Seite: Strahlender Sonnenschein, schweißtreibende Temperaturen und ein Line-up, das sich gewaschen hatte.
Für unsere Gruppe begann der Festivaltag gleich zu Beginn mit einem echten Klassiker: den Punkrock-Veteranen von Lagwagon. Unter Skateboard-Fans und Gamer:innen, die mit Tony Hawk’s Pro Skater aufgewachsen sind, genießt die Band längst Kultstatus. Beim Hurricane feuerten sie Hits wie May 16 und Violins ins Publikum – und das trotz früher Nachmittagsstunde mit einer Energie, die den Boden vor der Mountain Stage ordentlich zum Stauben brachte.
Danach ging es für mich zur Wild Coast Stage, wo Big Special aus Großbritannien spielten. Die Punkrock-Combo, bestehend aus nur zwei Musikern – Schlagzeuger und Gitarrist – lieferte eine wilde, aber sehr spannende Show ab. Ihr roher Sound, kombiniert mit direkter Publikumsnähe, machte den Auftritt zu einem echten Erlebnis. Mehrmals stiegen sie von der Bühne, mischten sich unter die Menge und sorgten mit ihren Crash-Becken für direkte Interaktion. Definitiv ein Geheimtipp!
Es folgte ein kraftvolles, gewohnt atmosphärisches Set von Thrice. Die Band aus Irvine, Kalifornien versammelte eine beeindruckende Menge vor der Bühne und ließ mit Songs wie Black Honey keine Wünsche offen. Während die Sonne langsam tiefer sank, öffnete sich das Moshpit – intensive Stimmung inklusive.
Auch Hot Water Music traten im Verlauf des Abends auf und lieferten eine ehrliche, energetische Punkrock-Show, die viele Fans zum Mitsingen und Mitfiebern brachte. Die Band bewies einmal mehr, dass sie auch nach Jahrzehnten nichts an Bühnenpräsenz verloren hat.
Biffy Clyro sorgten anschließend für einen der stärksten Auftritte des Tages. Die Schotten zeigten sich in Bestform und lieferten ein mitreißendes, dynamisches Set, das sowohl alte als auch neue Fans begeisterte. Die Mischung aus brachialen Gitarren und hymnischen Refrains wirkte wie ein musikalischer Adrenalinschub.
Doch das eigentliche Highlight des Abends wartete noch: Rise Against, Headliner auf der River Stage, rissen mit einer atemberaubenden Show alles ab. Die Band spielte sich durch ein Best-of ihres Schaffens – laut, leidenschaftlich und mitreißend. Doch selbst dieser Gig wurde in den Schatten gestellt.
Denn Landmvrks, die kurz danach auf der Mountain Stage spielten, stahlen an diesem Abend allen die Show. Was die französische Metalcore-Band ablieferte, war pure Abrissstimmung. Brutal tight, energetisch bis in die letzte Reihe und mit einer Intensität, die ihresgleichen sucht. Wer da war, wird diesen Auftritt so schnell nicht vergessen.



Tag 2: Das Hurricane Festival 2025 zeigt sich von seiner staubigen Seite
Der zweite Tag des Hurricane Festivals 2025 ließ keinen Zweifel daran: Der Sommer ist da. Kein Wölkchen am Himmel, dafür brannte die Sonne gnadenlos über dem Eichenring. Wer nicht im Schatten oder unter einem Sonnenhut Schutz fand, suchte zumindest Abkühlung – etwa unter der beliebten Wasserkanone, die bei sengender Hitze für erfrischende Momente sorgte. Besonders schön: Die dabei entstehenden Regenbogenszenen vor staubigem Festivalhimmel.
Den musikalischen Start in den Tag machten Irie Révoltés. Die energiegeladene Mischung aus Reggae, Dancehall und Hip-Hop brachte direkt Bewegung in die Menge. Trotz der Hitze feierten die Fans mit – die positiven Botschaften der Band wirkten wie ein Sonnenstrahl im Sonnenstrahl. Ein mehr als gelungener Einstieg in den Tag.
Danach wurde es emotional: Jimmy Eat World betraten die Bühne und lieferten ein gewohnt solides, fast schon nostalgisch angehauchtes Set ab. Spätestens bei The Middle und Sweetness sang der ganze Platz mit. Die Band bewies erneut, warum sie seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Alternativ-Rock-Szene ist. Der Soundtrack vieler Jugendtage – live auf der Hurricane-Bühne. Die Stimmung vor Ort war überraschenderweise nicht so ausgelassen wie die letzten Male, aber das kann auch an der drückenden Hitze gelegen haben, bei der man sich so wenig wie möglich bewegen wollte.
Als Nächstes wurde es auf der Forest Stage laut und klar politisch: Swiss & Die Andern zeigten mit ihrem Mix aus Punk, Rap und klarer Haltung, dass Festivalmusik auch eine Message haben darf. Die Stimmung brodelte, das Publikum sprang, schrie und sang – ganz gleich, wie sehr die Sonne brannte. Hier ging es nicht nur ums Feiern, sondern auch um Haltung.
Zwischen den Acts sorgte das kurze Bad unter der Wasserkanone nicht nur für Abkühlung, sondern auch für schöne Regenbögen über dem Festivalgelände



Am Abend wurde es wild, denn Electric Callboy sorgten für die Abrissstimmung schlechthin. Die Forest Stage war komplett gefüllt, als die Band ihre Mischung aus Metalcore, Dance und Humor zündete (Oft auch als Partycore bezeichnet). Eine Menge Pyro, Diverse Konfettischlangen-Regen, Schweiß und Eskalation machten diese Show aus.. Als besondere Überraschung coverten sie Linkin Parks „Crawling“ und den Backstreet-Boys-Klassiker „I Want It That Way“. Natürlich sangen hier alle mit. Ein Auftritt, der ganz klar zu den Highlights des gesamten Festivals zählte. Die Menge tanzte so wild, dass der aufgewirbelte Staub zeitweise sogar die Sicht auf die Bühne nahezu komplett verdeckte.
Den Schlusspunkt des zweiten Tages setzte Apache 207 – und das mit einer Show, die alle Register zog. Pyroeffekte, Feuerwerk, visuelle Inszenierung und ein treibender Sound zwischen Pop, Rap und Pathos machten seinen Auftritt zu einem Spektakel. Der gesamte Platz war gefüllt. Die Stimmung war hier insgesamt gut, aber wirkte doch etwas verhalten im Vergleich zu anderen Auftritten.



Der dritte Tag des Hurricane Festivals 2025 startete ungewohnt früh mit der Berliner Band Kadavar, deren kraftvoller Vintage-Rock sofort die ersten Frühaufsteher vor die Bühne lockte. Trotz der frühen Uhrzeit überzeugten sie mit donnerndem Sound, Riffs wie aus den 70ern und einer Bühnenpräsenz, die wachrüttelte. Direkt im Anschluss sorgten Royal Republic für Tanzlaune. Mit ihrem gewohnt launigen Mix aus Rock und Humor brachten sie das Publikum in Bewegung – zumindest die, die nicht gerade bei IKKIMEL auf der Mountain Stage standen, wo zur gleichen Zeit der Großteil der Festivalbesucher feierte. Trotzdem: Royal Republic lieferten eine routinierte, mitreißende Show, die auch in kleinerem Rahmen zündete.
Eine echte Überraschung war für mich Amyl and the Sniffers – roh, wild, kompromisslos mit einer selbstbewussten Frontfrau. Die Energie der australischen Band riss mich sofort mit. Eine Neuentdeckung, die sicher nicht das letzte Mal auf meinem Radar auftaucht. Nach diesem Konzert war es Zeit für eine kulinarische Pause. Und endlich war beim Käsedöner keine Schlange – ein seltener Glücksfall an diesem Wochenende. Der leckere Snack sorgte für die dringend nötige Sättigung, während im Hintergrund die Parcels mit ihrem entspannten Sound eine fast loungeartige Atmosphäre schufen. Der perfekte Soundtrack zum Durchatmen.
Frisch gestärkt ging es dann zu Yellowcard, deren energiegeladene Show einen ganz besonderen Zauber versprühte. Besonders das leidenschaftliche Violinenspiel sorgte immer wieder für Gänsehautmomente und erinnerte daran, warum diese Band eine feste Größe in der Emo- und Punkrock-Szene ist. Das Publikum war völlig losgelöst, tanzte, sprang, sang – und ließ dabei eine ordentliche Staubwolke über dem Gelände aufsteigen.
Ein weiteres Highlight des Tages war der Auftritt von Jan Böhmermann und dem Rundfunk Tanzorchester Ehrenfeld. Eine perfekte Mischung aus Pop und moderner Orchestermusik. Dazu gab es immer wieder Spitzen, wie aus dem ZDF Magazin Royal gewohnt, gegen Faschismus und in Richtung Politik. Die Setlist spannte einen Bogen von bekannten Hits seiner Alter Egos – wie Ich hab Polizei – bis hin zu aufwendig arrangierten Orchesterstücken. Der überraschende Auftritt von Merlin Sandmeyer, bekannt als Jonas Schulze aus der Serie Die Discounter, war das i-Tüpfelchen. Mit seinem Hit Party in Billstedt brachte er das überraschte Publikum zum Mitsingen und Mittanzen
Kurz danach hieß es für mich: Zurück zum Zeltplatz, Rucksack und Zelt schnappen und auf zum Bahnhof. Ich kam gerade rechtzeitig los, denn in dem Moment als ich am Ausgang war, kam die Durchsage, dass das Festival zwischenzeitlich unterbrochen werden muss, da ein aufziehendes Unwetter eine sichere Durchführung verhinderte. Die späteren Auftritte von SDP und Green Day konnten letztendlich dennoch stattfinden. Ich habe mir die Show von Greenday dann allerdings von zuhause im Livestream angesehen. Greenday lieferte die gewohnt bombastische Live-Show, mit vielen Hey-Oh-Sing-alongs. Das war ein perfekter Schlusspunkt für dieses schöne Wochenende. DIe Wegführung könnte in Teilen verbessert werden, da manche Wege extrem lang werden können, aber insgesamt war die Organisation sehr gut und auch die Musik an diesem Wochenende war sehr vielfältig. Das Lineup beim Hurricane Festival 2025 war aus meiner Sicht schwächer als die Jahre davor, aber ich hatte dennoch viele Konzerte, die ich vor Ort verfolgt habe.



Tickets und Infos: https://www.hurricane.de