Review
Bury Tomorrow in Köln
Am 26.06. stand ein besonderes Konzert an. Die Metalcore-Titanen von Bury Tomorrow haben bereits vor längerer Zeit im Rahmen des Releases ihres letzten Albums Will you haunt me, with that same patience angekündigt, dass sie Release Shows in kleinem Rahmen spielen möchten. Zunächst wurden unmittelbar nach dem Release 5 intime Record Store Shows in verschiedenen Orten des Vereinigten Königreichs gespielt. Für Deutschland wurden zwei Shows in Frankfurt und Köln angekündigt. Beide Shows sollten ungefähr einen Monat nach dem Release stattfinden. Tickets gab es schon seit längerer Zeit nicht mehr. Die Tickets waren nur zusammen mit einer Vorbestellung des Albums möglich. So haben sich alle inklusive mir bereits monatelang auf dieses Konzert gefreut. Und daher habe ich mich in dieser Woche alleine auf den Weg nach Köln gemacht, um dieses einmalige Konzert zu erleben.
Support von Lake Malice
Der Support für die Show von Bury Tomorrow kam von der Gruppe Lake Malice aus England. Die Band gründete sich mitten in der Pandemie im Sommer 2021 und ist daher noch recht jung. Sie besteht aus Sängerin Alice Guala und Gitarrist Blake Cornwall. Die Band arbeitet viel mit Backing Tracks für duale Gesangstöne. An diesem Abend wurden sie auch mit einem Live-Schlagzeug begleitet. Man merkt der Band auf jeden an, dass sie versuchen traditionelle Band-Strukturen aufzubrechen und versuchen ihr Ding durchzuziehen. Sie spielen einen Mix aus Metalcore und Elektro-Elementen, begleitet von Clean-Gesang-Parts und Shouting. Highlight der Show war, als Gitarrist Blake eine Tom nach vorne auf die Bühne holte und gemeinsam mit jemandem aus dem Publikum darauf einhämmerte. Dabei brach sogar direkt sein Drumstick. Es war ein ungewohnter Sound, aber insgesamt ein guter Einstieg in den Abend.





Das Gebäude 9 in Köln ist ein kleiner Club in einem Industriequartier, das in die Gegend um die Messehallen und in Sichtweite zur Lanxess Arena liegt. Der Club hat einen coolen alternativen Vibe. Auch die Getränkepreise sind durchaus fair, wie ihr im Bierpreisindex nachlesen könnt. Der konzertraum ist nicht besonders groß. Für die Show von Bury Tomorrow waren offenbar 400 Personen vor Ort. Im Vergleich zu den Shows, die die Band normalerweise spielt ist das ein sehr kleiner Rahmen. Aber das hat den speziellen Reiz dieser Show ausgemacht
Bury Tomorrow reißen die Hütte ab
Um 21 Uhr war es endlich soweit und das Intro zur Show von Bury Tomorrow erklang. Da es im Gebäude 9 keinen richtigen Backstagebereich hinter der Bühne gibt, kam die Band durch die Notausgänge an der Seite des Konzertraums direkt auf die Bühne gesprintet. Das Set wurde mit dem inzwischen schon zum Klassiker gewordenen Song Abandon Us vom Album The Seventh Sun aus 2023 eröffnet. Spätestens jetzt hielt es kaum noch jemanden zurück und das ganze Publikum schrie euphorisch mit. Es brauchte nicht viel Motivation von Sänger Daniel Winter-Bates, um die Menge zum Klatschen in den rhythmischen Parts zu animieren.
In seiner ersten Ansprache zum Publikum fragte Daniel ob alle eine gute Zeit haben und der Saal bestätigte ihm das lautstark. Aber das war nicht genug und er forderte noch mehr ein. Und es wurde definitiv nochmal lauter. Natürlich war das Set gespickt mit Songs vom kürzlich veröffentlichten Album Will you haunt me, with that same patience. Als dritter Song wurde DEATH (ever colder) gespielt. Dies schlug einen Bogen zu dem später im Set platzierten LIFE (Paradise Denied). Publikum und Band waren an diesem Abend auf jeden Fall am Leben und es herrschte eine unglaubliche Energie im Raum.
Das merkte man insbesondere als Sänger Daniel das Publikum bei Black Flame aufforderte, die Bühne zu erklimmen und soviele Stage Diver und Crowdsurfer zu bewegen, wie es der Club noch nicht gesehen hat. Fast provokant sagte er, dass doch bestimmt jeder schonmal diese Hardcore-Videos gesehen hat, in denen Menschen auf die Bühne rennen, um ins Publikum zu springen. An diesem Abend kann jeder ein Teil genau davon sein. Denn es gab keinen Graben vor der Bühne, keine Security und keine Regeln, außer der einen, dass alle aufeinander achten im Moshpit. Und so flogen die Menschen bei dem Song nur so durch den Raum und während von hinten noch Crowdsurfer kamen, sprangen von der Bühne schon die nächsten auf die Menge. Es war einfach pures Chaos, aber auch wenn es anstrengend war, hat es sehr viel Spaß gemacht.
Die sommerlichen Außentemperaturen, aber auch der kleine Raum sorgten dafür, dass man sich schon von Anfang an, wie in der härtesten Sauna der Welt fühlte. Auch der Band sah man an, dass sie genau so schwitzten, wie alle anderen im Raum. Mehrfach betonten sie, wie glücklich sie sind, dass sie in Köln eine dieser Release-Shows spielen können. Denn Köln war die erste Stadt in der sie außerhalb des Vereinigten Königreichs gespielt haben und vor allem auch wichtige Meilensteine, wie ihre erste Show mit 1000 Zuschauern erreicht haben.
Die Show war vollgepackt mit emotionalen Momenten, Chaos, Härte, aber immer mit dem Hintergrund, dass alle aufeinander Rücksicht nehmen. So betonte die Band auch, dass es Ihnen wichtig ist, dass ihre Konzerte ein Safe Space sind. So rief Daniel bei einem Song alle dazu auf, eine Hand nach oben zu nehmen und um die Person neben einem zu legen, sich vorzustellen, falls man sich nicht kennt und das Gleiche mit der anderen Hand zu machen. Sofort stand der ganze Raum Arm in Arm da und auch ich habe nette Menschen in dieser Menge kennengelernt, bevor wir alle gemeinsam zum nächsten Song sprangen. Ein toller Moment!
Nach der Show wartete die Band noch vor dem Club und machte mit allen Anwesenden Fotos und war auch für ein kurzes Gespräch zu haben. Die Jungs von Bury Tomorrow sind einfach liebe Menschen. Es dauerte bestimmt zwei Stunden und der Club wollte auch schon schließen, aber die Band nahm sich die Zeit, auch wenn am Ende die Gespräche sehr kurz ausfielen. Aber es eine super Geste. Und ich konnte an diesem Abend sogar eine unterschriebene Vinyl-Ausgabe des aktuellen Albums mitnehmen. Außerdem habe ich noch viele nette Menschen kennengelernt und hoffe man sieht sich auf dem nächsten Konzert wieder.
Fotos









