Review
Manchmal weiß man schon beim Betreten einer Halle: Das wird kein normaler Abend.
So war’s, als Architects am 8. Oktober in der Barclays Arena Hamburg die Bühne betraten. Schon als die ersten Töne von Elegy einsetzten, war klar: Das hier wird ein Brett. Die Setlist war ein perfekt zusammengestelltes Paket aus Härte, Emotion und Energie mit einem klaren Fokus auf das aktuelle Album The Sky, The Earth & All Between.
Schon im Vorprogramm des Abends gab es mit House of Protection und Wage War starken Support für den Hauptact des Abends. Leider habe ich House of Protection verpasst, aber das, was ich auf Videos gesehen habe, war pure Energie. Die Show von Wage War überzeugte ebenfalls auf ganzer Linie und bereitete das Publikum gut vor.
Ein Einstieg mit Druck
Mit Elegy und Whiplash starteten Architects anschließend sofort durch und performten die ersten beiden Songs des aktuellen Albums. Vom ersten Ton an brauchte es nicht lange, bis das Publikum warm war. Sänger Sam Carter musste die Menge nicht einmal auffordern sich zu bewegen. Das Moshpit war vom ersten Song an da. Carter selbst war ebenfalls sofort auf Betriebstemperatur. Seine Stimme pendelte zwischen brutalem Schreien und glasklarem Gesang. Bei den klaren Gesangsteilen wirkte die Stimme teilweise jedoch etwas angeschlagen. Insgesamt hat das der Stimmung jedoch nicht geschadet. Die Halle war zwar nicht ganz ausverkauft, aber die anwesenden Fans genossen das Konzert und feierten die Band zurecht ab.
Licht, Sound und das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein
Die Produktion war beeindruckend. Der Bühnenaufbau bestand aus einer Art Podest, auf der Schlagzeug, E-Piano und ein Gitarrist Platz nahmen. Die anderen Bandmitglieder positionierten sich davor und liefen immer wieder auch auf der Bühne umher. Statt eines Backdrops gab es einen großen Bildschirm in der Mitte der Bühnenrückseite. auf dem Livebilder der Band gezeigt wurden. Dazu gab es noch eine aufwändige Lichtinstallation mit vielen Scheinwerfern und absenkbaren Lichtleisten, die von oben in verschiedenen Variationen heruntergelassen und wieder hochgezogen wurden.
Die Stimmung war gleichzeitig aggressiv und euphorisch – typisch für ein Architects-Konzert. Und trotzdem hatte der Abend etwas sehr Verbundenes. Man merkte, dass viele im Publikum diese Band schon lange begleiten. Es waren sogar Besucher:innen anwesend, die 2006 beim allerersten Architects-Konzert in Europa in Hamburg dabei waren. Das konnte nicht einmal Sänger Sam Carter von sich behaupten, da er erst nach der damaligen Tour zur Band stieß.
Ein Highlight war der Song Impernance. Im Studio wurde der Song mit Winston McCall von Parkway Drive als Gast aufgenommen. Beim Konzert übernahm Wage War-Sänger Briton Band den Gast-Part. Sam Carter forderte vor dem Song alle Besucherinnen und Besucher zum Crowdsurfen auf. Das ließen sich die Anwesenden nicht zwei mal sagen. Die Security im Bühnengraben kam ordentlich ins Schwitzen. Beim Song Brain Dead kamen die Bandmitglieder von House of Protection mit auf die Bühne und drehten in gewohnter Weise ordentlich auf. Sie sprangen mit Sam Carter auf der Bühne herum, während sie den Song gemeinsam performten.
Emotionale Momente und brachiale Moshpits
Es gab auch ruhigere und emotionale Momente. Bei Everything ends erleuchteten die Fans mit ihren Handylichtern die Halle. Danach wurde es direkt wieder klassisch Architects mit These Colours don’t run. Ein Tribut an den 2016 verstorbenen Gitarrist der Band Tom Searle gab es ebenfalls, als ein Teil von Gone with the Wind performt wurde, während auf dem Bildschirm auf der Bühne ein Bild von Tom gezeigt wurde. Ein emotionaler Moment für die Band sowie die Fans.
Gegen Ende des Sets erreichte das Konzert beim Song Blackhole seinen Höhepunkt. Sänger Sam Carter forderte die Menge noch einmal auf, sich in der Mitte zu teilen. Doch was dann passierte, hatte auch er nicht erwartet. In der Mitte öffnete sich ein riesiges Loch, das nach einer weiteren Aufforderung von ihm noch einmal größer gemacht wurde. Überrascht fragte Sänger Sam, ob es auch Leute gäbe, die in der Mitte einen Backflip machen würden. Tatsächlich liefen direkt zwei Anwesende in die Mitte und machte einen spontanen Rückwärtssalto. Als der Song schließlich einsetzte, rannten alle aufeinander zu und bildeten das größte Moshpit, das die Barclays Arena gesehen hat. Für die Band war es nach ihrer Aussage auf jeden Fall das beste Pit der Tour.
In der Zugabe spielten sie Seeing Red und zum Schluss Animals, wo alle nochmal lauthals mitsangen.
Architects haben in Hamburg einmal mehr bewiesen, dass sie nicht nur Songs spielen, sondern Erlebnisse schaffen. Und auch, wenn man nach dem Konzert mit Klingeln in den Ohren rausgeht – man tut es mit einem Lächeln.
Mehr Konzertberichte findest du auf machmallaut.com/konzerte.


