Review
Wenn die Dropkick Murphys in Hamburg spielen, ist eines sicher: Es wird laut, familiär und es gibt Hymnen zum Mitsingen. Am 29. Oktober machten die Bostoner Folk-Punk-Legenden im Rahmen ihrer aktuellen „For the People“-Tour Halt in der Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg. Mit im Gepäck: Support von Frank Turner und Haywire. Die Halle war an diesem Abend nicht ganz ausverkauft und es waren nur die unteren Tribünenteile ausgefahren. Das ist ungewöhnlich, denn üblicherweise sind die Hallen immer voll, wenn die Dropkick Murphys auf Tour sind. Der Stimmung hat es jedoch nicht geschadet und die anwesenden Fans machten den Abend gemeinsam mit der Band zu einem lauten Spektakel.
Zwischen Streetpunk und Hardcore-Gewitter
Den Auftakt des Abends machten Haywire, die mit ihrem rohen, energiegeladenen Sound sofort für Bewegung sorgten. Sie wurden zu Beginn persönlich von Ken Casey angekündigt, der sagte, dass sie Freunde aus Boston zur Unterstützung mitgebracht haben. Ihr Mix aus klassischem Punkrock mit modernen Einflüssen passte perfekt, um die Halle in Schwung zu bringen. Die Band kannte ich vorher noch gar nicht, aber ihr roher Stil hat mir gut gefallen und erinnerte an Hardcore-Punk-Legenden wie Agnostic Front oder auch Slapshot, die ebenfalls aus Boston stammen. Das Set war relativ kurz, aber die Band machte das Beste daraus. Insbesondere Like a Train ist ein Song, der live überzeugt.
Setlist Haywire:
Fotos Haywire
Folk, Punk und pure Leidenschaft mit Frank Turner
Als Frank Turner mit seiner Band The Sleeping Souls die Bühne betrat, war die Stimmung bereits am Kochen und die Halle gut gefüllt. Der britische Singer-Songwriter schaffte es mühelos, seine Mischung aus Folk, Punk und purer Emotion auf die Menge zu übertragen. Das Set begann direkt energiegeladen mit I still Believe, bei dem wie immer das Mundharmonika-Solo im Mittelpunkt stand. Frank Turner zeigte einmal mehr, dass er einer der authentischsten Live-Künstler unserer Zeit ist – und das Publikum feierte ihn entsprechend lautstark. Bei Songs wie 1933 wurde es auch politisch und der Sänger positionierte sich klar gegen Faschismus, was das Publikum mit lautem Jubel erwiderte und den Song aus vollem Hals mitsang. Gefühlvoll wurde es bei The Road, den er alleine auf der Bühne und nur mit der Akustikgitarre performte. Bei If Ever I Stray kam die Band während des Songs wieder dazu. Am Ende des Sets stand wie häufig das rockige Four Simple Words, bei dem sich der Sänger am Ende auch seiner Gitarre entledigte und zum Crowdsurfen auf die Menge sprang. Ein gelungenes Set und sehr passender Support für die Dropkick Murphys.
Setlist Frank Turner & The Sleeping Souls
Fotos Frank Turner & The Sleeping Souls
Boston in Hamburg: Dropkick Murphys zünden das große Finale
Dann war es Zeit für den Hauptact: Dropkick Murphys. Schon beim Intro wurde das Publikum laut. Während auf der LED-Leinwand der Schriftzug „For The People“ durch den virtuellen Rauch auftauchte, wurde das Intro Foggy New abgespielt. Kurz danach legte der Dudelsack los und leitete den ersten Song Cadence to Arms ein. Die Band legte los, als hätten sie Hamburg etwas beweisen wollen. Ken Casey kam schwungvoll auf die Bühne und tauchte ins Publikum ein. Dazu gab es einen kleinen Steg vorne an der Bühne, auf den er immer wieder zurückkehrte, mit den Fans abklatschte oder sie mitsingen ließ. Die Band spielte einen bunten Mix aus Klassikern wie Johnny, I Hardly Knew Ya und Barroom Hero, aber hatte natürlich auch neue Songs wie Who’ll stand with us dabei. Auch politisch positionierte sich die Band klar gegen die aktuelle Politik ihres Landes. In der Zugabe spielten sie natürlich noch I’m Shipping Up to Boston, bevor sie das Set mit The Big Man zu Ehren von Pennywise-Bassist Fletcher Dragge beendeten und dabei noch einmal ein Circle Pit in der Halle anzettelten.
Die Dropkick Murphys präsentierten sich spielfreudig und herzlich, nah am Publikum, mit vielen kleinen Momenten zwischen den Songs, die die Band so sympathisch machen. Das Konzert war mehr als nur eine Show – es war ein großes Wiedersehen unter Freund:innen.
Es war ein Abend, wie man ihn sich als Fan nur wünschen kann: starke Supports, ein grandioser Hauptact und ein Publikum, das bis zum letzten Ton mitgegangen ist. Die Dropkick Murphys haben einmal mehr gezeigt, dass sie live einfach unschlagbar sind.
